Sonntag, 21. November 2010

Nääähen

Dies ist ein Blog und deshalb ist es automatisch unfassbar wichtig, was ich hier reinschreibe.

Nun saß ich hier auf einen Sonntag, hatte schon vieles Wichtiges und Stressiges getan und werde gleich den Postkasten mit diversen Briefen (6 an der Zahl) zustopfen.. doch vorher musste endlich mal diese verdammte Hosentasche der Jeans von innen zugenäht werden. Ständig fielen meine zugerotzten Taschentuchknülldinger durchs Hosenbein nach unten heraus (mit einem lauten PLATSCH!).. und natürlich auch andere Dinge wie Feuerzeuge, Hausschlüssel, stets griffbereite Kondome, iPad, iPod, iPhone, iErbecher (hier bitte auf die Schenkel klopfen).. naja, fiel alles raus.. und noch viel mehr!

Zu achtlos steckt man es in die falsche Hosentasche - nämlich die mit dem Loch, die sich bei mir links befindet. Das Wegstecken von Dingen ist ein unterbewusster, spontaner Akt. Zumal ich als Linkshänder mit der linken Hand auf meine rechte Körperseite hinübergreifen muss, um das Objekt schließlich in meine rechte, heile Hosetasche gleiten zu lassen. Nein, ich meide beim Wegstecken die rechte Hand - da habe ich ein schlechtes Gefühl danach und fühle mich sofort unausgeglichen. Da steckt dann schnell mal was in der bösen, linken Hosentasche, da man nebenher ja noch so viele andere Dinge im Kopf hat. Und natürlich verliert man durch diese Unachtsamkeit vor allem Geld. Wahrscheinlich wäre ich ohne diese Jeanshosen bereits ein Millionär.. ach was, MILLIARDÄR! Was weiß ich, wieviel Geld mir bislang durchs Hosenbein nach unten rausgerutscht ist. Und wegen einer rausgefallenen, läppischen 5-€-Münze bücke ich mich nicht extra, denn Bücken ist peinlich und sieht scheiße aus. Es ruiniert die Frisur und macht den Rücken kaputt. Außerdem sah es sowieso schon scheiße genug aus, wie alles in der unversehrten rechten Hosentasche steckte. Somit sah das rechte Bein wie das eines Bodybuilders aus.. und links daneben stand dann total kläglich das Storchenbein mit leerer Hosentasche und scharrte im Sand nach Essbarem.

Also untenrum zugenäht, der Mist. Da saß ich nun also hier so total weibisch rum und nähte fleißig. Nach all dem Stress in dieser Woche, die Sorgen und Nöte, nach all dem Weltenschmerz in meinem Herz.. beim Nähen bekam ich doch tatsächlich gute Laune und mein Haar stellte sich stantepede zu unsagbarer Schönheit auf (vergleichbar mit einem sich aufstellendem Pfauenrad). Die Augen glänzten elfengleich (vergleichbar mit Arwen) und ich grinste wie ein Honig Kuchen fährt (vergleichbar mit.. keine Ahnung). Denn Nähen hat für mich den totalen Meditationscharakter. Da hat man das Gefühl, etwas Sinnvolles zu veranstalten und es erzeugt eine friedliche Stimmung - in einem selber drin. Mit roten Backen saß ich da und stach ein Loch nach dem anderen. Es war eine Wonne. Das Loch schloss sich zunehmend und ich dachte bei mir: "Endlich kann ich meine linke Hosentasche wieder füllen.. mit wichtigen Dingen.. und nichts geht mehr verloren. Juchheissa!" Wenn ich mich recht erinnere, sagte ich das laut.

Ich denke, ich habe nun ein neues Hobby gefunden. Gleich morgen kaufe ich mir ein Wollknäuel und/oder Stickzeug - und statt dem obligatorischen Buch in der Straßenbahn wird nun heiter gest(r)ickt. Das ist sowieso ein Trend seit einigen Jahren. Immer mehr Frauen sitzen da rum und machen das. Der totale Retro-Wahn.. wie Oma früher.. nun also die jungen Dinger. Beck tuhse ruhts! Also wieso nicht auch ich bzw. wir Männer? Außerdem beeindruckt es garantiert total.. Männer, die handwerklich begabt sind, kommen doch immer gut. Es gibt viele sinnlose Dinge.. aber Stricken gehört bestimmt nicht dazu. Damit kann man viel anstellen und muss sich nicht überteuerte Klamotten zum Anziehen kaufen. Mit einer langen Unterhose für den Winter wäre ich ganz gut beraten.. denn es ist dammig kalt in Hürth. Gleich morgen kaufe ich ein pinkes Wollknäuel.

1 Kommentar:

MAXI hat gesagt…

Ich muss doch mal gucken, ob ich noch ein paar Stricknadeln für dich über habe.
Sticken kannst du auch, ein Musterexemplar habe ich noch da als Beweis.
Maxi