Samstag, 25. Oktober 2008

Der Blues im Jugendzimmer




„Sandro, ich, ich.. ich.. Sandro, ich, ich, ich, ich, ich, ich...“

Sandro guckt total verdutzt! „Ja, ICHICHICH! Immer nur DU! Du denkst nur an DICH! Du bist kalt! Eine kalte Person! Egoistische Ziege!“ Zwei kleine Tränchen explodieren in Sandros Augenbereich – eines links und eines rechts. Sie explodieren simultan. Es ist die Symmetrie der Gefühle! Die Ausgewogenheit der Natur. „Nein, Sandro.. es ist nicht das. Es ist folgendes.. und zwar.. hör mir mal gut zu, Bursche. Ich bin nicht deine wirkliche Mama. Ich bin doch viel zu jung, um deine Mama zu sein. Hast du das denn nie gemerkt?“

Sandro weint nun hemmungslos. „Nein, Britta. Du siehst doch so alt aus!“ Dann geht er in sein Jugendzimmer und spielt den Blues. Frauentausch kann warten. Es war sowieso wieder eine Werbepause. Er spielt zärtlich die Saiten seiner Rockgitarre an und singt hingebungsvoll den Blues. Das hat er von Peter Bursch gelernt. Der schreibt Bücher für die Anfänger der Gitarre – von ganz schön leicht bis ganz schön schwierig. Als das Lied fertig ist, reißt er die Tür auf und schreit: „Warum hast du mir das angetan?“

Er hört, wie Britta in der Stube laut aufschluchzt. Dann rennen sie einander zu – Britta von der Stube und Sandro aus dem Jugendzimmer. Eine romantische Musik ertönt. Sie laufen sich entgegen und treffen sich im Zentrum der Diele. Sie fallen sich in die Arme! Gefühle pur in der Rue de Manfredino. Ein Regen von Glitzersternen fällt von der Decke. Dabei ist es nur der Deckenputz, der abbröckelt. „Das heißt, dass wir erotisch werden dürfen, Sandro!“, weint Britta in den fleischigen Nacken ihres JETZT-Lebenspartners. Sandro stößt sie von sich. Mit großen Augen voller Entsetzen kichert er ihr entgegen: „Nein, da gibt es etwas, das ich dir auch sagen muss.“ Britta schaut gespannt und erwartungsvoll in sein Gesicht. Sie drückt ihren Rücken gegen die Wand in der Erwartung einer Welle, die sie noch mehr gegen die Wand drückt.

Sandro geht in der Diele in die Hocke und und vergräbt seinen Kopf in seine verschränkten Arme. Dann reißt er die Arme nach oben, schaut nach oben, richtet sich auf und öffnet sein Maul, um Worte folgen zu lassen. „Britta, ich, ich, ich, ich..“

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